Kälteschutz

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Als Kälteschutz bezeichnet man die Ausrüstungsteile Tauchanzug, Kopfhaube, Handschuhe und Füßlinge, die dazu dienen den Taucher im Wasser vor zu starker Auskühlung zu schützen. Die Art und der Umfang des Kälteschutzes muss der zu erwartenden minimalen Wassertemperatur angepasst sein.

Weiterhin bietet der Kälteschutz auch einen gewissen Minimalschutz vor Hautverletzungen.

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Unterwasserzeichen Mir ist kalt!

Da Wasser Wärme wesentlich besser transportiert als Luft, musst du beim Tauchen einen angepassten Kälteschutz tragen, um eine Unterkühlung zu vermeiden. Art, Materialstärke und Bestandteile des Kälteschutzes müssen der minimal zu erwartenden Wassertemperatur angepasst sein. Bei Temperaturen unter 20°C musst du vollständigen Kälteschutz tragen, d. h. Tauchanzug, Kopfhaube, Füßlinge und Handschuhe.

Solltest du während des Tauchgangs frieren, dann zeige das umgehend mit dem entsprechenden Unterwasserzeichen deinem Tauchpartner an und beende dann mit ihm schnellstmöglich den Tauchgang, da auch schon eine leichte Unterkühlung die Handlungsfähigkeit beeinträchtigen kann.

Neopren

Neopren ohne (oben) und mit Druckbelastung (unten).

Normaler Kälteschutz für das Nasstauchen besteht aus kaschiertem, aufgeschäumtem Neopren. In das gummiartige Neopren sind kleine Gasbläschen eingebettet, die einzig und alleine für die wärmeisolierende Wirkung verantwortlich sind. Zum Schutz vor Beschädigungen wird Neopren außen mit einem Nylongewebe beklebt (Kaschierung). Auch innen wird es kaschiert, um das Anziehen zu erleichtern.

Die isolierenden Gasbläschen unterliegen beim Tauchen dem Gesetz von Boyle-Mariotte, d. h. sie werden mit zunehmender Tiefe kleiner. Darunter leidet der Auftrieb, aber auch die Wärmeisolation: Beides reduziert sich im Vergleich zur Wasseroberfläche in 40 m Tiefe um etwa 80%.

Die Isolationseigenschaften sind von der Materialstärke abhängig. Diese liegt je nach geplantem Einsatz typischerweise zwischen 1 mm und 10 mm. Neopren wird mit der Zeit härter und dünner, abhängig von der Anzahl der Tauchgänge, der Anzahl der Flüge und der Dauer, während derer es UV-Strahlung der Sonne ausgesetzt wird. Neopren gibt es in unterschiedlichen Härtegraden: Hartes Neopren ist langzeitstabiler, weiches Neopren dagegen altert schneller.

Neopren selbst ist wasserdicht. Wasser dringt nur über nicht abgedichtete Nähte, Reißverschlüsse und an den Öffnungen für z. B. Kopf, Hände oder Füße ein.

Bestandteile

Ein vollständiger Kälteschutz besteht aus nachfolgenden Bestandteilen.

Tauchanzug

(Nass-)Tauchanzug

Der Tauchanzug ist der Hauptbestandteil des Kälteschutzes. Bei moderaten Wassertemperaturen werden Nass- oder Halbtrockentauchanzüge verwendet. Sie bestehen typischerweise aus einem Ganzköperanzug über dem optional eine sog. Eisweste zur zusätzlichen Wärmeisolation getragen werden kann. Weiterhin gibt es Shorties, die verkürzte Ärmel und Beine haben. Sie eignen sich aber nur in tropischen Gewässern und schützen auch nicht vor Hautverletzungen an Armen und Beinen. Die gängisten Neoprenstärken sind 3 mm für tropische Gewässer, 5 mm für warme Gewässer über 24°C und 7 mm für kühlere Gewässer unter 24°C.

Gerade wenn im Urlaub an einigen aufeinander folgenden Tagen mehrere Tauchgänge pro Tag durchgeführt werden, kühlt der Körper auch in warmem Wasser zunehmend stärker aus. Zu Beginn des Urlaubs empfindest du die Wassertemperatur noch als angenehm und bist zudem von den vielen neuen Eindrücken vom Kälteempfinden abgelenkt. Nach ein paar Tagen beginnst du aber immer früher zu frieren. Deshalb solltest du auch in warmen Gewässern besser einen zu dicken als einen zu dünnen Tauchanzug verwenden. Wenn die Lufttemperaturen sehr hoch sind, solltest du den Tauchanzug erst kurz vor dem Tauchgang anziehen und dich möglichst im Schatten aufhalten, um einer Überhitzung und Dehydration vorzubeugen.

Tauchanzüge werden mit der Zeit enger, auch wenn man ihnen nicht mit dem Körpergewicht entgegen kommt. Das Problem ist, dass bei einer körperlichen Belastung die Atmung behindert wird, es zu einem Essoufflement kommen kann, der Taucher aber das Problem beim Atemregler sucht.

Kopfhaube

Kopfhaube

Da das Gehirn stark durchblutet ist, verliert der menschliche Körper einen großen Anteil seiner Wärme über den Kopf. Somit ist eine Kopfhaube ein wesentlicher Teil des Kälteschutzes. Zudem verhindert sie gerade bei längeren Haaren deren Hereinfallen in das Gesicht und macht das Tragen des Maskenbandes angenehmer.

Bei älteren Anzugmodellen ist die Kopfhaube meist am Tauchanzug angesetzt. Aus Gründen der Flexibilität werden bei modernen Tauchanzügen meist separate Kopfhauben verwendet. Diese sind in unterschiedlichen Materialstärken und Ausführungen verfügbar.

Die Kopfhaube sollte auch Teile des Gesichts bedecken, allerdings darf die Maske nicht auf ihr aufsitzen, da sie sonst nicht mehr dicht ist.

Meist befindet sich am oberen Ende ein kleines Loch, durch das Luft, die während des Tauchgangs unter die Haube gelangt, entweichen kann. Diese Luft kann allerdings auch sehr angenehm sein, da sie zusätzlich zur Wärmeisolation beiträgt.

Füßlinge

Füßlinge

Füßlinge bestehen meist aus 5 mm bis 7 mm dickem Neopren und haben durch Gummi verstärke Sohlen, um ein angenehmes Gehen an Land zu ermöglichen. Geräteflossen können nur in Kombination mit Füßlingen verwendet werden.

Zum zusätzlichen Kälteschutz kannst du unter den Füßlingen noch dünne Neoprensocken (sog. Hot-Socks) tragen.

Handschuhe

Handschuhe

Da Haut, die durch Wasser aufgeweicht wurde, besonders verletzungsempfindlich ist, tragen Handschuhe zusätzlich zum Kälteschutz auch wesentlich zum Schutz vor Verletzungen bei. Abhängig von der Wassertemperatur gibt es Handschuhe in unterschiedlichen Neoprendicken.

Auch wenn das Fingerspitzengefühl gerade bei dicken Handschuhen beeinträchtigt ist, müssen diese bei Wassertemperaturen unter 20°C getragen werden. Erstens musst du unter Wasser keine feinmotorischen Tätigkeiten mit den Fingern durchführen, zweitens gewöhnst du dich innerhalb weniger Tauchgänge sehr schnell an das verminderte Fingerspitzengefühl, und drittens verlierst du noch stärker an Fingerspitzengefühl und Feinmotorik, wenn deine Hände ohne Handschuhe kalt werden.

Pflege und Reparatur

Alle Neoprenteile solltest du regelmäßig mit Süßwasser spülen, vor allem, wenn du im Salzwasser getaucht hast. Neopren ist in der Waschmaschine bei etwa 40°C mit Feinwaschmittel waschbar, allerdings ohne Schleudergang. Den Kälteschutz solltest du, sofern möglich im Schatten auf links gedreht trocknen (Innenseite außen), ihn zur Lagerung wieder auf rechts drehen (Innenseite innen) und auf einem breiten Bügel aufhängen.

Reißverschlüsse solltest du ab und zu mit Vaseline leicht einstreichen. Silikonfett sollte nicht verwendet werden, da dadurch eine Reparatur erschwert wird.

Neopren, das nicht zu alt ist, kann mit speziellem Neoprenkleber geklebt werden. Das Material muss hierzu absolut trocken sein. Die Klebestellen werden beidseitig dünn eingestrichen und müssen anschließend trocknen. Danach werden sie nochmals dünn eingestrichen. Wenn sich der Kleber nur noch leicht klebrig anfühlt, werden die Teile mit großer Kraft zusammengepresst und 10 Stunden zum Trocknen gut ausgelüftet. Glatthautneopren muss vor dem Kleben zusätzlich aufgeraut werden.

Wissen für fortgeschrittene Taucher (ED**)

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Der Hauptbestandteil eines Kälteschutzes sind Tauchanzüge, die sich in verschiedene Varianten untergliedern lassen:

Rash Guard

Die einfachste Variante eines Tauchanzugs sind sog. Rash Guards. Diese bestehen meisten aus einem nylonartigen Gewebe und sind entweder als Ganzkörperanzug oder zweiteilig ausgeführt. Sie bieten zwar einen gewissen Schutz vor Verletzungen und Vernesselungen, allerdings besitzen sie so gut wie keine isolierende Wirkung. Im Tauchsport werden sie teilweise als Unterzieher unter einem Nasstauchanzug verwendet, um das Anziehen zu erleichtern und um nicht direkt mit dem möglicherweise noch nassen Neopren in Kontakt zu kommen.

Shorty

Shorty

Ein Shorty ist ein einteiliger Anzug, der von den Beinen bis zu den Oberarmen reicht. Kopf, Unterarme und Unterschenkel sind allerdings unbedeckt und somit vor Wärmeabfuhr und Verletzungen nicht geschützt. Ein Shorty besteht aus 1 mm bis 7 mm dickem Neopren. Aufgrund der geringen Wärmeisolation ist er nur in tropischen Gewässern verwendbar.

Nasstauchanzug

Einen besseren Kälte- und Verletzungsschutz bietet ein einteiliger Nasstauchanzug, manchmal auch als Long John bezeichnet. Er bedeckt den gesamten Körper bis auf Kopf, Hände und Füße und besteht gängigerweise aus 3 mm, 5 mm oder 7 mm dickem Neopren. Die Neoprendicke muss der minimal zu erwartenden Wassertemperatur angepasst sein.

Ein Nasstauchanzug muss mit einer Kopfhaube in gleicher Materialstärke, Füßlingen und bei Wassertemperaturen unter 20°C mit Handschuhen kombiniert werden. Zur zusätzlichen Wärmeisolation kann eine sog. Eisweste getragen werden. Das ist ein meist 7 mm dicker Shorty, manchmal auch mit angesetzter Kopfhaube, der über dem Nasstauchanzug getragen wird, und die effektive Neoprendicke im Rumpfbereich erhöht.

Der Reißverschluss befindet sich entweder auf der Vorder- oder auf der Rückseite. Ein Frontreißverschluss hat den Vorteil, dass er zwar selbst geöffnet werden kann, aber möglicherweise der Tauchpartner behilflich sein muss, um den Anzug nach hinten über die Schultern abzustreifen. Bei einem Rückenreißverschluss muss zwar der Tauchpartner ggf. beim Öffnen und Schließen behilflich sein, allerdings ist das An- und Ausziehen ohne fremde Hilfe möglich.

Die Hauptisolationswirkung eines Nasstauchanzuges beruht darauf, die Wärmeleitung mit entsprechend dickem Neopren zu reduzieren. Durch die nicht dichten Reißverschlüsse und die Übergänge an Armen, Beinen und am Hals kann allerdings Wasser ein- und austreten und sorgt damit für einen konvektiven Wärmeabtransport. Um diesen zu reduzieren, sollte der Tauchanzug möglichst eng sitzen, damit wenig Wasser ausgetauscht werden kann.

Halbtrockentauchanzug

Halbtrocken­tauchanzug

Ein Halbtrockentauchanzug ist wie ein Nasstauchanzug aufgebaut, allerdings besitzt er Dichtmanschetten an Armen, Beinen und im Halsbereich und einen wasser- und gasdichten Reißverschluss. Diese Maßnahmen sollen dazu dienen, den Wasseraustausch so gering wie möglich zu halten und damit den konvektiven Wärmeabtransport minimieren.

Die Manschetten bestehen meist aus Glatthautneopren und müssen, um eine gute Dichtwirkung zu erzielen, ein paar Zentimeter nach innen umgeschlagen werden. Die Enden der Handschuhe und Füßlinge sollten zusätzlich über die Manschetten gezogen werden und die Neoprenstulpen des Anzugs nochmals über jene gestülpt werden.

Der dichtende Reißverschluss befindet sich meist im Schulterbereich am Rücken und sollte gut gepflegt werden, um die Dichtigkeit zu erhalten. Ein gut gepflegter und gut sitzender Halbtrockentauchanzug kann mit etwas Übung so getaucht werden, dass kaum Wasser ins Innere eindringt.

Trockentauchanzug

Bei Tauchgängen in kalten Gewässern sollte ein Trockentauchanzug verwendet werden. Der Anzug selbst, wie auch die verwendeten Reißverschlüsse, sind wasser- und gasdicht. Zur Tarierung und zur besseren Wärmeisolation können das Anzuginnere aus der ersten Stufe des Atemreglers belüftet werden. Durch die Gasschicht im Anzuginneren wird sowohl die Wärmeleitung als auch der konvektive Wärmeabtransport durch eingedrungenes Wasser soweit als möglich reduziert.

Trockentauchanzüge können aus Neopren gefertigt sein und besitzen somit eine gewisse Eigenisolierung. Membrananzüge dagegen bestehen aus einem dünnen mehrlagigem Material ohne Eigenisolierung. Es müssen daher zusätzliche Unterzieher aus atmungsaktiven und feuchteabweisenden Materialien getragen werden.

Bevor du dir einen Trockentauchanzug zulegst, musst du zu deiner eigenen Sicherheit unbedingt an einem Spezialkurs Trockentauchen teilnehmen und den Umgang unter Anleitung eines VIT-Tauchlehrers erlernen!

Expertenwissen (DM***)

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Thermische Leistungsklassen

Thermische
Leistungsklasse
Temperatur-
bereich
A 7°C – 12°C
B 10°C – 18°C
C 16°C – 24°C
D 22°C – 30°C

Da der Kälteschutz eine wichtige Maßnahme für die Tauchsicherheit ist und ein Tauchanzug der Hauptbestandteil dessen ist, ist ein Tauchanzug laut der Norm DIN EN 14225 eine Persönliche Schutzausrüstung der Kategorie 2. In der Praxis bedeutet das, dass jeder Anzugtyp, der in den Handel kommt, von einer zugelassenen Prüfstelle geprüft und in eine thermische Leistungsklasse eingruppiert werden muss. Den Leistungsklassen wird jeweils ein Temperaturbereich zugeordnet (siehe Tabelle), in dem der Kälteschutz verwendet werden kann. Die thermische Leistungsklasse muss zusammen mit der Angabe der Größe, dem CE-Zeichen und dem Hersteller auf den Tauchanzug aufgedruckt werden.

Die Leistungsklassen sind allerdings sehr grob, da Kälteempfindlichkeit sehr subjektiv ist und auch stark vom Körperbau abhängt. Als Faustformel sollte die Summe aus der Neoprendicke im Rumpfbereich in mm und der Wassertemperatur in °C mindestens 30 betragen.