Unterkühlung

Aus Taucherpedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Unter einer Unterkühlung versteht man ein zu starkes Absinken der Körpertemperatur.

Wissen für fortgeschrittene Taucher (ED**)

➥ Fragen   ➥ Online-Training ED**

Die Temperatur im menschlichen Körper beträgt im Normalfall etwa 37°C. Ein Regelmechanismus versucht, diese Temperatur zumindest im Körperkern, d. h. in Kopf und Rumpf konstant zu halten, um körperlichen Schäden vorzubeugen. In der Körperschale, den Muskeln und der Haut kann die Temperatur in gewissen Grenzen absinken, ohne dass körperliche Schäden zu befürchten sind.

Aufgrund der hohen Wärmeleitfähigkeit von Wasser im Vergleich zu Luft verliert der menschliche Körper beim Tauchen vergleichsweise viel Wärme. Deshalb muss sowohl in kalten als auch in warmen Gewässern ein ausreichender Kälteschutz getragen werden.

Die erste Reaktion auf eine absinkende Körpertemperatur ist die Gänsehaut. Dieses Überbleibsel aus der Evolution hatte den Zweck, das Fell zu sträuben, um so ein dickeres, isolierendes Luftpolster zu schaffen. Mit unserer heute sehr eingeschränkten Behaarung ist dieser Effekt aber vernachlässigbar.

Unterkühlungsstadien

Sinkt die Körpertemperatur unter 35°C ab, durchläuft der Körper unterschiedliche Stadien der Unterkühlung:

Abwehrphase

Der Körper versucht der Auskühlung zuerst durch erwärmende Muskelarbeit (Muskelzittern) entgegenzuwirken. Wie jede Muskelarbeit beschleunigt das aber den Kreislauf: Blutdruck und Puls steigen. Die letzte Möglichkeit den Körperkern vor weiterer Auskühlung zu schützen ist, den Blutkreislauf in den Extremitäten, also der Körperschale zu drosseln (Zentralisation). Man kann diesen Regelkreis stören, wenn man beispielsweise Alkohol trinkt, der die Hautdurchblutung steigert.

In der Abwehrphase kann die Kerntemperatur bereits bis auf 32°C (rektal gemessen) absinken. Bereits in diesem Stadium ist die Handlungsfähigkeit deutlich beeinträchtigt. Ein Tauchgang muss allerspätestens in dieser Phase beendet werden.

Erschöpfungsphase

In der Erschöpfungsphase sinkt die Körperkerntemperatur weiter bis auf 28°C ab. Das Zittern hört auf und es kommt zur Muskelerstarrung. Weiterhin nimmt das Schmerzempfinden ab, der Puls sinkt und das Bewusstsein ist getrübt. Ein Tauchgang in dieser Phase ist lebensgefährlich.

Lähmungsphase

Bei einer Kerntemperatur unter 28°C kommt es in der Lähmungsphase zu Bewusstlosigkeit, Herz-Kreislauf-Stillstand und somit ohne Gegenmaßnahmen zum Tod.

Gegenmaßnahmen

Sobald es zu einer Zentralisation des Kreislaufs gekommen ist, muss verhindert werden, dass das kalte Blut aus den Extremitäten in der Körperkern gelangt. Primär ist es wichtig, den Körperkern warm zu halten (z. B. mit Decken) und eine langsame Erwärmung (z. B. mit Wärmflaschen) herbeizuführen.

Auf keinen Fall darf man Arme und Beine über höher als den Rumpf lagern oder bringen und keinesfalls dürfen die Extremitäten z. B. in warmem Wasser erwärmt werden. Beides ließe kaltes Blut in den Körperkern gelangen, was zu einem reflektorischen Herzstillstand führen kann.

Vorbeugung

Um einer Unterkühlung beim Tauchen vorzubeugen, musst du einen der minimalen Wassertemperatur angepassten und vollständigen Kälteschutz tragen. Die entsprechende Passform des Kälteschutzes muss gegeben sein. Auf keinen Fall darfst du vor dem Tauchgang Alkohol trinken, da dieser die Durchblutung beeinflusst und dadurch zu einer stärkeren Auskühlung des Körperkerns führen kann.

Sobald du leicht beginnst zu frieren oder beispielsweise kalte Hände bzw. Füße bekommst, musst du das deinem Tauchpartner mitteilen und anschließend den Tauchgang beenden.