Taucherblei
Als Taucherblei bezeichnet man Tariergewichte, die notwendig sind, um den Auftrieb der Tauchausrüstung, v. a. des Tauchanzugs, auszugleichen und in jeder Wassertiefe einen Schwebezustand erreichen zu können. Wegen seiner hohen Dichte wird als Material bevorzugt Blei verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Grundwissen für Open Water Diver* (OWD*)
Da deine gesamte Tauchausrüstung im Normalfall Auftrieb hat, muss dieser durch zusätzliche Gewichte ausgeglichen werden, damit du dich austarieren bzw. überhaupt abtauchen kannst. Blei wird hierzu wegen seiner hohen Dichte von 11,34 kg/dm3 verwendet. Das bedeutet, dass Blei bei gleichem Volumen 11,34-mal schwerer als Wasser ist.
Taucherblei ist in verschiedensten Variationen mit typischen Gewichten von 0,5 kg, 1 kg, 2 kg, 2,5 kg und 5 kg erhältlich.
Bleimenge
Die richtige Bleimenge kann nur in einem Checktauchgang ermittelt werden, da sie von vielen Faktoren abhängt. Zu Beginn des Tauchgangs soll bei leerem Jacket, voller Druckluftflasche und tief eingeatmet der Wasserspiegel in Augenhöhe sein. Ausgeatmet sinkt man ab (siehe auch Bleimenge im Artikel Tarierung).
Im Salzwasser benötigst du wegen dessen höherer Dichte mehr Blei als im Süßwasser. Ein dickerer Tauchanzug erfordert auch eine größere Bleimenge.
Es sollte weder zu viel noch zu wenig Blei mitgenommen werden. Verwendest du zu viel Blei, musst du den zusätzlichen Abtrieb durch zusätzliche Luft in deinem Jacket ausgleichen. Die Luft ändert bei jeder Tiefenänderung ihr Volumen. Dies musst du dann durch zusätzliche Tarierarbeit ausgleichen. Zusätzlich ist der Wasserwiderstand durch das ständig zu stark gefüllte Jacket höher. Beides erhöht deinen Luftverbrauch deutlich. Weiterhin kann das Jacket zu wenig Auftriebsvolumen besitzen, um gerade in größeren Tiefen den zusätzlichen Abtrieb durch das Blei zu kompensieren. Verwendest du hingegen zu wenig Blei, wirst du am Ende des Tauchgangs starke Probleme haben, dich im Flachwasserbereich beim Deko- bzw. Sicherheitsstopp auszutarieren.
Bleigurt & Bleitaschen
Die Gewichte werden entweder auf einem Bleigurt aufgefädelt oder in den Bleitaschen des Jackets verstaut. Die Gewichte sollten sich seitlich am Körper befinden, gleich verteilt sein, am Bleigurt nicht verrutschen können und in den Jacketbleitaschen so untergebracht sein, dass sie nicht unbeabsichtigt verloren gehen können.
Bleiabwurf
Bei beiden Systemen muss es möglich sein, das Blei in einem Notfall auch mit dicken Handschuhe schnell und sicher abwerfen zu können. Deshalb sollte der Bleigurt etwas länger sein und das Ende vom Körper abstehen. Im Notfall kannst du am Ende ziehen, damit sich die Schnellabwurfschnalle von alleine öffnet.
Durch den Abwurf des Bleis verlierst du zwar gerade im flacheren Bereich die Möglichkeit kontrolliert aufzusteigen und einen Deko- bzw. Sicherheitsstopp durchzuführen. Allerdings sollte man in einem echten Notfall lieber eine Dekompressionskrankheit riskieren, als in der Tiefe zu ertrinken. Die allermeisten tödlichen Tauchunfälle hätten vermieden werden können, wenn der Taucher das Blei abgeworfen hätte.
- Sicherheitshinweis
Solange du Blei am Körper hast, musst du auch dein Drucklufttauchgerät angelegt lassen, damit du im Notfall, z. B. bei einem Sturz ins Wasser, dein Jacket als Auftriebskörper nutzen kannst. Lege deshalb deinen Bleigurt immer erst nach dem Drucklufttauchgerät an und lege ihn immer als erstes wieder ab.
Wissen für fortgeschrittene Taucher (ED**)
Bleimenge
Salzwasser hat eine höhere Dichte als Süßwasser. Das vom Taucher verdrängte Salzwasser wiegt somit mehr als das Süßwasser, wodurch der Auftrieb größer ist. Das musst du durch eine im Vergleich zu Süßwasser höhere Bleimenge ausgleichen.
Die Bleimenge hängt auch vom Erfahrungsstand des Tauchers ab: Unerfahrene Taucher verbringen die Atempausen oft im eingeatmeten Zustand, wohingegen man mit steigendem Erfahrungsstand die Atempausen meist im ausgeatmeten Zustand verbringt. Der unerfahrene Taucher muss dieses zusätzliche Luftvolumen mit mehr Blei ausgleichen. Du solltest somit auch bei gleicher Ausrüstungskonfiguration deine Bleimenge von Zeit zu Zeit überprüfen, um nicht deutlich zu viel Blei mitzuführen.
Trimmung
Außer der Tarierung hat auch die Trimmung einen entscheidenden Einfluss auf das Taucherlebnis. Die ideale Wasserlage ist waagrecht, sowohl in der Längs- als auch in der Querrichtung. Das wird sehr deutlich, wenn man in einer der Bleitasche des Jackets mehr Blei mehr eingeschoben hat. Dadurch wird ein Drehmoment erzeugt, gegen das man den ganzen Tauchgang über ankämpfen muss.
Bei den Jacketbleitaschen liegen die Gewichte links und rechts seitlich vorne, beim Bleigurt am ganzen Körperumfang verteilt. Der Rücken sollte möglichst frei bleiben. Die Bleigewichte werden deshalb so weit nach vorne geschoben, dass sie symmetrisch liegen, aber den Verschluss des Bleigurts nicht behindern.
Die waagrechte Lage in Längsrichtung hat auch einen Umweltaspekt. Der Flossenschwall wühlt in dieser Schwimmlage das Sediment am Boden nicht auf. Bei modernen Jackets besteht die Möglichkeit, am Rücken Trimmgewichte einzuschieben, die im Notfall aber nicht abgeworfen werden können. Für den Flachbereich bedeutet das aber eine Kopflage, erst wenn in der Tiefe Luft im Jacket erforderlich wird, stellt sich die waagrechte Lage ein. Zusätzlich können Fußgewichte bei Trockentauchanzügen und Halsgewichte für das Streckentauchen in Apnoe eingesetzt werden. Die richtige Menge und Lage der Trimmgewichte zu finden erfordert einiges an Übung und Erfahrung.
Softblei
Softblei, d. h. mit Bleischrot gefüllte, zugeschweißte Kunststoffbeutel, bietet einige Vorteile: Es passt sich dem Körper an, drückt nicht und kann auch mal auf den Boden fallen, ohne Beschädigungen oder Verletzungen hervorzurufen. Softblei erfordert allerdings einen Bleigurt mit Taschen oder Jacketbleitaschen.
Die Bleikügelchen reiben immer aneinander, wodurch sich das Bleioxid abreibt. Dies läuft als dreckige Brühe heraus, wenn der Beutel undicht wird. Abhilfe würde vernickeltes Bleischrot schaffen, was aber sehr teuer ist.
Der Abtrieb ist bei gleichem Gewicht im Vergleich zu massiven Bleistücken geringer, da sich zwischen den Kügelchen oft noch Restluft befindet, die Auftrieb erzeugt. Somit benötigt man bei der Verwendung von Softblei meist etwas mehr an Gewicht. Bleischrot in Netztaschen weist diesen Nachteil nicht auf, allerdings muss dann vernickelter Schrot verwendet werden.
Gefahren
- Bleistücke am Gurt nicht fixiert: Blei verschiebt sich und kann die Schnalle öffnen oder blockieren. Zudem können die Bleistücke vom geöffneten Bleigurt abfallen und an Land Verletzungen und Beschädigungen verursachen.
- Jacketbleitaschen nicht verlustsicher bzw. Bleigurt zu locker: Das Blei kann verloren gehen, was einen zu schnellen und unkontrollierten Aufstieg zur Folge haben kann. Jacketbleitaschen müssen fest einrasten (Eine Kletthalterung genügt nicht!) und das Blei darf nicht aus den Taschen fallen können.
- Bleigurt zu kurz: Es besteht zu wenig Platz für die Bleigewichte, das Gurtende ist zu kurz und die Schnellabwurfschnalle ist womöglich nicht erreichbar, wenn sie durch den Kummerbund des Jackets verdeckt wird.
- Kontakt mit Blei: Der Kontakt mit massivem Blei und Bleilegierungen ist beim üblichen Umgang beim Tauchen trotz öfters publizierter Alarmmeldungen nicht gefährlich. Gefahr geht von Dämpfen und fein verteilten Stäuben aus, also beim Formengießen und der mechanischen Bearbeitung von Bleigewichten. Trotzdem sollten die Hände nach der Montage der Bleigewichte gründlich gewaschen werden. Beschichtete, farbige Bleigewichte vermeiden den direkten Kontakt zum Blei und haben durch ihre Signalfarbe Vorteile, da man sie leichter findet, wenn ein Gewicht verloren geht.