Führungsstil
Unter Führungsstil versteht man die Art und Weise, wie man eine Gruppe an Personen anführt und sie dazu veranlasst, das zu tun, was man als Gruppenführer möchte. Da das Sporttauchen eine Freizeitaktivität darstellt, ist es einerseits wichtig, die richtige Art und Weise zu wählen, wie man mit Menschen umgeht und eine Gruppe anführt. Andererseits darf aber der Aspekt der Sicherheit niemals vernachlässigt werden.
Inhaltsverzeichnis
Spezialwissen (SK Gruppenführung)
Führungsstile
Laissez-faire-Prinzip
Das Laissez-faire-Prinzip beruht darauf, dass von Seiten des Gruppenführers so wenig Vorgaben gemacht werden, wie möglich und jedes Gruppenmitglied die Freiheit hat, das zu tun, was es möchte. Damit ein solcher Führungsstil grundsätzlich funktionieren kann, ist allerdings eine sehr homogene Gruppe und ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit der Mitglieder notwendig. Alle Gruppenmitglieder müssen sich (ohne Absprache) einig sein, wie die Tauchausfahrt bzw. der Tauchgang ablaufen soll, wer welche Aufgaben übernimmt und wie in kritischen Situationen oder einem Notfall zu verfahren ist.
Kooperativer Führungsstil
Ein kooperativer Führungsstil beruht darauf, dass der Gruppenführer die Gruppenmitglieder in alle Entscheidungen mit einbezieht und diese dann in Zusammenarbeit getroffen werden. Vorteilhaft ist, dass durch das Zusammenwirken aller das Risiko einer Fehlentscheidung minimiert wird und das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt wird, da sich jeder aktiv einbringen kann. Nachteilig ist, dass für den Entscheidungsfindungsprozess längere Diskussionen notwendig sind und somit viel Zeit vergehen kann, bis eine Entscheidung gefällt wird.
Hierarchischer Führungsstil
Beim hierarchischen Führungsstil hat alleine der Gruppenführer die Autorität Entscheidungen zu treffen. Die Gruppenmitglieder müssen seine Anweisungen diskussionslos befolgen und umsetzen. Je nachdem, wie der Gruppenführer Entscheidungen trifft und Anweisungen gibt, kann sich dies negativ auf das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe auswirken. Allerdings können Entscheidungen sehr schnell getroffen und umgesetzt werden, was gerade in sicherheitskritischen Situationen nicht nur vorteilhaft, sondern unabdinglich ist. Eine Grundvoraussetzung ist aber, dass der Gruppenführer die notwendige Kompetenz und Erfahrung hat, auch in schwierigen Situationen die richtige Entscheidung zu treffen.
Auswahlkriterien für das Sporttauchen
Da das Sporttauchen eine Freizeitaktivität darstellt, wäre es erstrebenswert, so wenig Führung wie möglich zu benötigen und gemäß dem Laissez-faire-Prinzip den Gruppenmitgliedern soviel Entscheidungsfreiraum wie möglich einzuräumen. Die hierfür notwendigen Voraussetzungen einer sehr homogenen Gruppe, in der alle die gleiche Einstellung und das gleiche Ausbildungslevel besitzen, ist allerdings in der Praxis so gut wie nie gegeben. Es ist somit in jeder Tauchgruppe immer ein Gruppenführer notwendig, der zumindest im Zweifelsfall oder unter schwierigen Tauchgangsbedingungen Entscheidungen trifft.
Ideal wäre es, alle Gruppenmitglieder am Entscheidungsfindungsprozess teilhaben zu lassen. Über Wasser wäre das durchaus möglich, da genug Zeit für Diskussionen zur Verfügung steht. Allerdings besteht unter Wasser keine Möglichkeit über Entscheidungen zu diskutieren. Weiterhin müssen gerade unter Wasser sicherheitskritische Entscheidungen schnell getroffen und diskussionslos umgesetzt werden. Deshalb ist gerade während des Tauchgangs ein hierarchischer Führungsstil unabdingbar.
Bei der Tauchgangsplanung, Vorbereitung und Tauchgangsnachbereitung sollte man allerdings die Gruppenmitglieder soweit es geht in die Entscheidungen mit einbeziehen, d. h. auch Elemente des kooperativen Führungsstils einbringen. Schließlich muss sich die Tauchgruppe auch immer an dem Schwächsten orientieren. Wenn jedes Gruppenmitglied ein Mitspracherecht hat, wird dies gerade in der Phase der Tauchgangsplanung deutlich vereinfacht.
Ein Sporttaucher ist in seiner Freizeit anders als im Berufsleben nicht oder zumindest nicht lange gewillt, einen Gruppenführer zu akzeptieren, der einem Befehle entgegen ruft, dessen Entscheidungen nicht nachvollziehbar sind und der sich als unfehlbarer Chef aufspielt. Diese Akzeptanz ist allerdings die Grundlage dafür, dass die Gruppenmitglieder die Entscheidungen des Gruppenführers umsetzen und mittragen. Ein guter Gruppenführer erlangt die Akzeptanz der Tauchgruppe nur durch Erfahrung, Wissen, Selbstsicherheit und vor allem durch ein kammeradschaftliches Miteinander – nicht durch die Anzahl an Sternen auf seinen Brevetkarten. Wenn sich die Gruppenmitglieder verstanden fühlen, der Gruppenführer seine Entscheidungen nachvollziehbar trifft und diese in einem partnerschaftlichen Art und Weise kommuniziert, dann sind sie gewillt (auch unbeliebte) Entscheidungen diskussionslos umzusetzen und mitzutragen.
Kommunikation
Entscheidend für die Akzeptanz des Gruppenführers in der Tauchgruppe ist auch die Art und Weise, wie er mit ihr kommuniziert. Die Kommunikation ist das Mittel, mit dem du die Tauchgruppe zu dem von dir gewünschten Verhalten veranlasst. Grundsätzlich müssen alle Aussagen klar formuliert, zielgerichtet und absolut unmissverständlich sein. Du solltest in deiner Sprachwahl und Ausdrucksweise einen persönlichen, partnerschaftlichen Ton wählen und vor allem kein Imponiergehabe zeigen.
Da nicht alle Menschen gleich sind, solltest du immer versuchen, dich in die Lage deines Gegenübers zu versetzen. Versteht dein Gegenüber was du ihm mitteilen willst? Hat er Bedenken, Einwände, bessere Ideen oder sogar Angst? Höre deinem Gegenüber aktiv zu, geh auf ihn ein und gib ihm das Gefühl verstanden zu werden.
Du musst dir auch immer darüber bewusst sein, dass kein Mensch fehlerfrei ist. Aber aus jedem Fehler sollte man lernen. Deshalb ist es auch immer erlaubt, sowohl Lob als auch Kritik anzubringen. Allerdings muss jedes Lob gezielt sein, damit es anspornt, einen positiven Weg weiter zu gehen. Genauso muss jede Kritik angebracht, begründbar und konstruktiv sein. Wenn du sachlich begründen kannst, wieso du jemanden kritisierst und einen Lösungsvorschlag hast, dann wird dieser auch gerne angenommen werden. Der richtige Zeitpunkt um über den Tauchgang zu reflektieren und zu diskutieren ist nicht nach dem Erreichen der Wasseroberfläche, sondern im Debriefing. Also dann, wenn jeder für sich etwas Zeit hatte nachzudenken und womöglich auch sein Gemüt zu beruhigen.
Alle Informationen zur Kommunikation als Gruppenführer unter Wasser findest du im Artikel Unterwasserzeichen.